Adolf Jahn

Statuette Nathan der Weise, 1893




nathanalabaster

nathanfoto




nathanpostkarte

"...Das Bild scheint nicht aufgeklebt, sondern aufgedruckt zu sein. Ich fühle keinen Übergang von dem Karton der Karte zu dem Bilde. Und mein Tastsinn ist doch fein. Wie mir ihr Verkäufer erzählte, wird vorliegende mit dem "Weisen" geschmückte Karte von Leuten gewählt, die die üble Angewohnheit haben, immer "geistreich" zu schreiben. Verzeih, daß ich unter falscher Flagge segele. Hoffentlich befindest Du Dich mit Deinen Lieben wohl und munter, Sonnabend mußte ich mich schonen..."

Deutsche Reichspost Postkarte an Herrn Adolf Jahn, Berlin W, Motzstraße 76, abgestempelt am 16.2.97



1910 ist die Statuette Nathan der Weise in der Bronzegießerei Gladenbeck in Berlin mit einem neuen Verfahren farbig vervielfältigt worden.
Dieses Verfahren wurde auch bei den Statuetten Shylock und Othello angewandt, wohl aber in deutlich geringeren Stückzahlen.



gladenbeck-1

gladenbeck-2
gladenbeck-3
gladenbeck-4
gladenbeck-5


"Erfolgreicher war wohl die wenig später einsetzende Produktion von Marmor- bzw. Castellina- Figuren, wie sie entsprechend einem Preisverzeichnis aus dem Firmennachlaß genannt wurden. Es handelt sich also wohl um Steingüsse, deren Grundmaterial Alabaster aus Castellina bei Volterra, Italien, war.
Nach dem Ersten Weltkrieg hatte man immerhin ca. 100 Castellina- Figuren im Programm, von denen die meisten in weißer oder in farbiger Ausführung geliefert werden konnten. Viele dieser Plastiken gab es - manchmal leicht variiert - auch in Bronze. ´Die erst vor kurzer Zeit eingerichtete Marmorwaren- Fabrikation
hat durch Schaffung neuer Techniken ihren Absatz wesentlich vergrößert´, führt der Jahresbericht von 1909 an. Man experimentierte vor allem bezüglich der Farbigkeit der Alabastergüsse. `Nathan der Weise´von Adolf Jahn (Abb. 11), ist, wie eine Metallplombe angibt, nach dem patentierten Verfahren, das
`Pyrochrom´ genannt wird, farbig gestaltet worden, also wohl unter Hitzeeinwirkung."

aus: Ursel Becker: Die Bronzegießereien Gladenbeck in Berlin, S. 3664

Ursel Becker: Die Bronzegießereien Gladenbeck in Berlin Teil II, Weltkunst/ Heft ?,
vom 1. Dezember 1988, S. 3662-3666





adolfgladenbeckbrief

Von der Actien- Gesellschaft vorm H. Gladenbeck & Sohn habe ich gehört, daß Sie mit derselben Verständigung über die Ausführung meines Nathan, der Weise in Porzellan getroffen haben. Ich erkläre mich dem Honorar von 25 Mark für jedes verkaufte Exemplar einverstanden und bitte mir Abrechnung über das mir zukommende Honorar 1/4 jährlich zukommen zu lassen. Diejenigen Exemplare, die Sie an die Actien Gesellschaft liefern, sollen Honorarfrei bleiben. Dafür soll der Preis für die genannte Gesellschaft um den Betrag von 15 Mark niedriger angesetzt werden. Herr Direktor Levy bat Sie mir ein Freiexemplar zu liefern womit ich Sie in Einverstand setze, ich bitte Sie mir dieses nach meinem Atelier Berlin W 50 zu...

Entwurf eines Briefes oder einer Vereinbarung Adolf Jahns an unbekannten Empfänger



Bis heute tauchen Güsse der Statuette "Nathan der Weise" in unterschiedlicher Größe und Farbe und aus unterschiedlichem Material auf Auktionen auf. Es gibt den Nathan in drei Größen, 63cm, 40cm, 20cm und als Büste, 9cm. Er ist in Bronze, als farbiger Alabasterguß und aus Porzellan, hergestellt durch
Royal Copenhagen, Denmark erhältlich.




Im Bestand des Lessing-Museums in Kamenz gibt es die Statuette in Marmor und in Porzellan.
(Auskunft durch Frau Siwczyk, Lessing-Museum Kamenz)
Frau Siwczyk stellte mir die beiden Abbildungen der Nathan-Figuren des Lessing-Museums Kamenz zur Verfügung, worüber ich mich sehr freue.

nathanalabasterkamenz
nathanporzellankamenz






Im Bestand des Museums und der Kunstsammlung Schloss Hinterglauchau in Glauchau gibt es ebenfalls eine Statuette "Nathan der Weise", dat. 1893. Sie stammt aus der Sammlung des Dresdener Mediziners Prof. Dr. Paul Geipel.
(Auskunft durch Herrn Robby Joachim Götze, Kustos Kunstsammlung) 


zum Seitenanfang